André Butzer: Landmappe - Texte
Klaus Gerrit Friese
Denkmut des freien Geistes: André Butzer Landmappe. 14 Radierungen
Eine gewisse Verwandlungsmacht lag über dem Ganzen. Am 25. /26. Juli 2009 machte André Butzer unter helfender Beteiligung von Gerhard Hofmann und Wolfgang Kellner im Atelier in Rangsdorf bei Berlin 14 Radierungen. Er benutzte dabei drei Weisen der Radierung: Die Aquatinta, die Kaltnadel und die Strichätzung. Der - 'bei aller Vorläufigkeit des Begriffs' - konzeptuelle Maler Butzer teilte diese auf: in 7 Farbige - wobei das (malerisch) Farbige auch durch die Titelgebungen evoziert wird, und 7 Schwarzweiße.
Die Radierungen müssen des besseren Verständnisses wegen zunächst einmal und damit vorläufig in der Form einer Abfolge fast der einer Geschichte erzählt werden. Ich folge bei der Wiedergabe einem Gespräch, dem ich zuhörte. Die ersten beiden Radierungen zeigen den zur graphischen Kenntlichkeit entstellten Wortschatz der Moderne in einer unwirklich schönen Zartheit in einer von ihr nie gemeinten spielerischen Unschuld. 'Planetenfahrt' bricht damit. Planetenfahrt zunächst ist ein großes farbiges Bild. Die Radierung ist fest, starr, die Kaltnadel greift merkwürdig störend ein, im selben Vokabular ist Stillstand eingetreten, auch wenn die Formen markanter erscheinen. 'Blutrot', so Andre Butzer, ist dann das Hakenkreuz da, das zusätzlich mäandernd und fragmentiert entstellt über das Bild verteilt wird, in der Mitte der Kopf der Schande, der beherrscht. Die Radierungen sind von drei, vier oder fünf Platten gedruckt. Donald Duck begegnet seitenverkehrt oder richtig rum dem Vorherigen. An nicht genau derselben Stelle aber doch so gesetzt wird das Hakenkreuz ausgelöscht, im einfacheren Rot, ‚ABER ALS FLÄCHE, FLÄCHE IST MALEREI'.
Bisher hat die Graphik nur unter äußerster Aufbietung einer Kunstfertigkeit Bildräume wie die der Maler geschaffen. 'Flächen und Linien in der Malerei' macht den durch die Gegebenheiten umgekehrten Donald Duck Schriftzug zum Ausgangspunkt eines sich unauslotbar erweiternden Raums von immergleichen Flächen und Formen, an deren Ende ein Blick ins verwandelte Nichts steht. Das zarte Spiel der Differenz hat aus Schandekopf wie kcuD dlanoD eine blind erscheinende und blind machende Folie gemacht.
Was nun? Zwei gleiche und natürlich nicht dem alten Witz folgend: dieselben Radierungen auf weichgrauem Grund befreien vertikal das gewohnte horizontale Spiel der gemächlichen Erscheinung. Nachempfinden suggerierendes 'Lavendel', buntes Nebeneinander von 'Tal der Farben und Formen' sind die Titel der simplen schönen (Farb)Flächen, die starr und lebendig grau weiss aufgeladen sind. Hier also kann es weiter gehen, mit dem Mischen und dem Verwenden, mit den augenfälligen Entstellungen der Wahrheit, die aus der Fähigkeit der Materie zur Verwandlung auch Lügen über die Materie (die Malerei?) hervorbringt. 'So gehört die Pause notwendig dazu. ..Meistens entsteht gerade aus der vollen Dramatik gar nichts und kommen nur Orkus und Latrine zum Zug.'
Es folgen die 7 Schemata. Die simple neue schlagende Einsicht von Andre Butzer, dass konzeptionelles Arbeiten eben auch figurativ gedacht werden kann, hat zu sieben ihm jederzeit zur Verfügung stehenden Figurenformen geführt. Diese reproduziert er, neu, in den in der Graphik zu reproduzierenden Erscheinungen. Über sie ist dies zu erzählen: 'Verborgene unter den Mänteln des Lichts, Geizhälse unseres Reichtums und unsrer vollgestopften Schubfächer, erfinderisch in Schematen, mitunter stolz auf Kategorien-Tafeln, mitunter Pedanten, mitunter Nachteulen der Arbeit auch am hellen Tag' - die Tiere wie Menschen gehorchen einem Gleichen. Sie werden verwandt, als ein Teil eines Schnittmusterbogens, aber inzwischen drängen sie sich ihm auch auf. In ihrer Wiederkehr behaupten sie sich.
Alles also, was in der Landmappe zu sehen ist, denkt den jetzigen Zustand nicht als den von Anfang an Gesollten, alles setzt voraus, dass man es lehrt, dass 'das Petrifizierte, Verhornte, physikalisch und ethisch endgültig Scheinende zurückzuverwandeln ist, von hart über zäh zu weich.'
André Butzer
Hier mein Text:
Zu diesem Projekt gibt es auch einen Text von Ulrich Wulff.
Liebe Freunde,
ich, Butzer, neuer Maler nach Tizian vor und nach Christus, dem Mann aus Fleischfarbe, habe für Euch Fans der kalten Nadel meinen Style frisch aber ohne Gewalt hier ausgebreitet. Check this shit out! Zum Glück hat mein All-time-Bekannter und Allgäu-Kumpel Wulff mit neuem Bart seine Currywurst-Radierungen auch rechtzeitig fertig radiert und rahmen lassen von unserem neuen Dealer DJ Gerrit. Zusammen bringt´s dann doch mehr LIL WAYNE-mäßigen Doppeleffekt aber mit verschiedenen Styles, die unser Dealer von selber checkt und rausbringt. Wir haben unsere Radierplatten-Verträge mit ihm bereits als Elfjährige gesignt, damals kannten wir noch gar keine Philosophie-Schinken-Bücher, nur Public Enemy-DVDs oder Marx-, DJ Stalin-, Lenin-, oder MC-Hitler-DVDs. Ich selber habe als Mega-Kolorist im Technologiezeitalter meinen farbigen Weltruhm durch diese Grafiken hier untermauern können. Die stehen für sich und melden als Meldung: Immer schön weitermachen! Es lohnt sich!
Und zwar nicht nur wegen Cashmoney oder so, sondern, weil mein und weil Ullis nicht existierendes Publikum lernen soll, daß die Medien frei sind und ungebunden. Sie sind eine zarte Wahl und erzählen ihren Reim als unwörtlich ausgesprochene Tragik der Formen, denn alle Formen sind aus dem Weltraum freiwillig zu den Menschen gekommen, ohne Gott. Auch ohne Geodreieck schaffen die Meister ihrer Fantasie entgegen und helfen dem Kunstpublikum ihre Sorgen und Ängste besser zu verarbeiten. Kunst soll nicht traurig machen, sondern reich.
Wir wollen wie in einem Scary-Movie die Leinwände und Grafikmappen schön bunt anmalen. Nicht fürchten!
PS: Ulli soll auch seinen eigenen Text schreiben.
Zitat Lil Wayne: "...all this Nigger-MCs, they smell like a bunch of pussies to me..."
PPS: wir würden z.B. sagen: "...all this Dresden-Schule oder Harry Grotjahn o.ä., etc., they smell like a bunch..."
A. Butzer
DIREKTOR
FRIEDENS-SIEMENSE CO.
RANGSDORF, DEUTSCHLAND
Hier endet mein Text